Österreichs Pflegesystem wird immer mehr zum Notfall. Doch die schwarz-grüne Bundesregierung übt sich im Wegschauen. Wir haben mit SPÖ-Chef Andi Babler über seinen Plan zur Stärkung der Pflege gesprochen. Höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten für das Pflegepersonal sind für Andi Babler eine Frage des Respekts.
Lieber Andi, im Kampf gegen den Pflegemangel hast du einen Plan vorgelegt, um sichere Pflege für alle zu garantieren. Wo muss am dringendsten angesetzt werden?
Andreas Babler: Der Pflegemangel ist akut. Das Pflegepersonal stark belastet. Die Folgen sind dramatisch: Gesperrte Betten, verschobene Operationen und zu wenig Zeit für die Patient*innen. Ein Satz, den ich bei fast allen Gesprächen mit Pfleger*innen höre, lautet: „Ich muss eigentlich die Arbeit für drei machen!“ Das muss sich dringend ändern. Unser Ziel muss sein, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und rasch eine Ausbildungsoffensive zu starten.
Warum ist das nicht schon längst geschehen?
ÖVP und FPÖ haben unserem Gesundheitssystem schweren Schaden zugefügt. Und auch die schwarz-grüne Bundesregierung nimmt den Pflegenotstand schulterzuckend hin. Wir werden nicht tatenlos zuschauen, wie unsere Pflegekräfte ausbrennen. Wir kümmern uns um die beste Versorgung. Darum sind die bevorstehenden Wahlen eine Richtungsentscheidung. Nur mit einer starken SPÖ gibt es ein starkes Gesundheitssystem. Als Kanzler werde ich sichere Pflege für alle garantieren.
Wie willst du den Pflegeberuf attraktiver machen und Pflegekräfte länger im Beruf halten?
Es ist bewundernswert, was Pfleger*innen leisten. Eine mobile Pflegerin, die einen 90 Kilo schweren Mann aus dem Bett, in die Badewanne, wieder raus und wieder rein heben muss, hebt 360 Kilo. Bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten sind eine Frage des Respekts gegenüber jenen Menschen, die unsere Liebsten jeden Tag pflegen und betreuen.
Die Verkürzung der Arbeitszeit im Pflegebereich ist dir ein Herzensanliegen. Was kann sie bewirken?
Fast die Hälfte der Pflegekräfte denkt täglich ans Aufhören. Viele glauben nicht, dass sie ihren Beruf bis zur Pension durchhalten können. Darum will ich die Arbeitszeit in der Pflege bei vollem Lohnausgleich schrittweise verkürzen. Durch eine echte zusätzliche Erholungswoche kann sich das Pflegpersonal von anstrengenden Diensten erholen. So können wir Pfleger*innen entlasten und dafür sorgen, dass sich mehr Menschen für diesen großartigen Beruf entscheiden und lange in diesem Beruf bleiben.
Wir werden immer älter, der Pflegebedarf nimmt zu. Bis 2050 werden rund 200.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Woher sollen die kommen?
Genau deshalb braucht es dringend eine Ausbildungsoffensive. Nur so können wir den Pflegemangel bekämpfen. Schaffen können wir das durch mehr Ausbildungsplätze, eine kostenfreie Pflegeausbildung und eine faire Bezahlung während der Ausbildung. Ich will, dass alle Pflege-Schüler*innen 2.300 Euro während der Ausbildung erhalten.
Pflege zu organisieren und zu finanzieren ist für viele Menschen sehr aufwändig und kostspielig. Welche Verbesserungen planst du für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen?
Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen dürfen mit ihrem Hilfebedarf nicht alleingelassen werden. Ich will, dass alle erforderlichen Pflegeleistungen aus einem Fonds, dem Pflegegarantiefonds, finanziert werden. Dadurch werden alle Pflegeleistungen für die Bezieher*innen kostenfrei.
Lieber Andi, zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie wirst du Ostern verbringen?
Ich bereite mich intensiv auf die kommenden Wahlen vor. Unter Einbindung zahlreicher Expert*innen arbeiten wir mit Herz und Hirn für ein soziales und gerechtes Österreich. Uns allen steht eine Gesundheitsversorgung zu, auf die wir uns verlassen können. Bevor wir mit ganzer Kraft in den Intensivwahlkampf starten, plane ich um die Osterzeit ein paar ruhige Tage mit meiner Familie und meiner Hündin „Ika“ ein.